Direkt vorweg: Nein, in unserer heutigen Gastrogeschichte kommt kein Ei vor – auch wenn die architektonisch-prägnante Außenansicht des Oversum Vital Resort das sicher nahe legt. Küchenchef Christoph Kuhs hat uns mit in sein Reich genommen, in dem große und kleine Köstlichkeiten für das Hotelrestaurant, die „Veltins Lounge“ und auch das Bistro im unmittelbar angeschlossenen Wellnessbereich des Hotels zubereitet werden.
Das im Jahr 2012 eröffnete Oversum Vital Resort mit 76 Zimmern, Sauna-, Schwimmbad und SPA-Landschaft auf 3.000 Quadratmetern sowie Räumlichkeiten für große Tagungen und Feiern ist ein Kongress- und Wellnesshotel mit internationalen Gästen. Dementsprechend setzt auch die Küche ihre Schwerpunkte, sagt Christoph Kuhs: Bodenständig mit regionalen Zutaten und gleichzeitig internationalem Touch. Seit Februar 2017 ist er hier Küchenchef.
Während er für das tagesaktuelle Vier-Gang-Menü á la carte Weißkohl raspelt, Roast-Beef in daumendicke Scheiben schneidet und den Nachtisch auf Schieferplatten dekorativ anrichtet, erzählt er, wie er zum Kochen gekommen ist. Die Lust und eine Menge Grundwissen dazu stammen von seiner Großmutter. Der 36-Jährige hat daraufhin in der Alten Klosterschänke in Chorin bei Berlin eine Ausbildung gemacht. Von Chorin ging Christoph Kuhs in ein bayrisches Brauhaus. Nach weiteren Stationen - u.a. bei Andechser, der Bundeswehr, in der Schweiz und Österreich und auf dem Kahlen Asten – erfuhr er in Südtirol über den Winterberger Köche-Stammtisch, dass im Hochsauerland Bedarf an guten Köchen ist. Das ist mittlerweile fast sieben Jahre her. Im Oversum Vital Resort leitet er nun einen Stamm von zwölf Mitarbeitern in der Küche, weitere zehn Mitarbeiter sind im Service tätig.
Sous-Chef Ralph brät inzwischen Lachs an und bereitet Jackson-Kartoffeln zum Überbacken vor. Der Niederländer heißt mit Nachnamen van Drogen – der Name ist aber kein Programm bei ihm, wie er lachend versichert. Gelacht wird überhaupt viel in der Küche, die Atmosphäre ist entspannt, obwohl jeder Handschlag sitzen muss. Denn bei Großveranstaltungen, wie sie in der bis zu 700 Personen fassenden Kongresshalle nicht selten sind, heißt es, in kürzester Zeit mehrere Hundert Gäste zu beköstigen.
Heute ist es deutlich ruhiger. Eine geschäftliche Tagungsrunde ist zum Mittagessen da, außerdem mehrere Hotelgäste sowie einige Einheimische. Das Restaurant im Untergeschoss bietet bis zu 120 Plätze plus eine Außenterrasse bei schönem Wetter. Dazu kommt die „Veltins Lounge“ neben der Rezeption im Eingangsbereich, in der sowohl das regelmäßig wechselnde Vier-Gang-Menü als auch alle anderen kleinen und großen Gerichte von der Karte serviert werden, mit noch einmal 50 Plätzen.
Im Restaurant setzt sich die ungewöhnliche Architektur des Hotels fort. Die mit Leder bezogenen Sessel und Polsterbänke wirken einladend. Der großzügige, lange Raum ist durch leichte Organza-Stores unterteilt, die mit wenigen Griffen zur Seite gezogen werden können. Interessante Idee, um den Raum bei Bedarf optisch zu verkleinern oder die volle Größe zu nutzen! Spannende Kontraste in dem ansonsten sehr modern gehaltenen Stil sind die nostalgischen Foto-Leinwände mit typisch Winterberger Landschafts- und Sport-Motiven.
Fanny Grüning und Dorothee Schütte servieren den Gästen mit geübten Griffen die Teller und Getränke, haben ein offenes Ohr für Sonderwünsche und auch den ein oder anderen Tipp für Unternehmungen in der Umgebung.
Für den Nachtisch steht ein Tapetenwechsel in die „Veltins-Lounge“ ein Stockwerk höher an. Gedämpftes Licht, gemütliche Plüsch-Sessel und Sofas im Jugendstil an niedrigen Tischen, eine lange Bar – 24 Stunden rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche kann man hier verweilen, so lange wie sonst nirgendwo in Winterberg. Und auch hier ist das Publikum ganz bunt gemischt: Eine Gruppe junger Mütter gönnt sich mit ihren Kleinkindern die leckeren Waffeln mit Sahne und heißen Kirschen, zwei Wanderer stärken sich nach ihrer Tour am Kaminfeuer mit einem gebratenen Felchen und einer Rinderroulade sowie einem Krug frisch gezapftem Grevensteiner Landbier. Am Fenster sitzt eine Frau mit ihrem Laptop und arbeitet konzentriert, neben sich ein Glas Latte Macchiato. Die edle, in Leder gebundene Karte verspricht außerdem eine überraschend große Anzahl an Biersorten, Spirituosen und Cocktails – eigentlich schade, dass es erst Nachmittag ist. Denn Bar-Chef Jörg Sygulla ist auch über das Oversum hinaus berühmt für seine bunten Kreationen aus dem Mixbecher. Seine besondere Empfehlung: Oversum-Strawberry-Daiquiri mit Erdbeeren, Bacardi und Limettensaft. Stattdessen passt zur frühen Stunde des Tages wohl eher eine Kaffee-Flavour-Spezialität – mit einem alkoholfreien Schuss in sieben verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Christoph Kuhs kommt vorbei und erkundigt sich, ob auch alles geschmeckt hat. Was für eine Frage! Sein Credo lautet: „Kochen hat viel mit Kunst gemeinsam. Picasso oder Michelangelo konnten beide malen. Doch wer besser ist, entscheidet letztlich der Geschmack des Betrachters.“
Vielleicht kann man da auch eine ganz objektive Stimme sprechen lassen, zum Beispiel aus den Bewertungen des Oversum Vital Resorts: „ Hervorragendes Hotel. Wellnessanlage sehr gepflegt. Restaurant bietet bei angenehmer Atmosphäre ungewöhnliche Gerichte, die sehr schmackhaft sind.“
Text: Rita Maurer
Fotografie: Steffi Rost
Video: Jannik Fischbach